Der Hausbau nimmt sehr viel Zeit und Geld in Anspruch, alleine die Planungsphase kann angehende Bauherren leicht an Ihre eigene Belastungsgrenze heranführen. Noch bevor die ersten Bauarbeiten ausgeführt werden, gilt es essentielle Dinge zu klären, die nicht nur das Budget und die Finanzierung betreffen, sondern auch nachhaltig Einfluss auf die Wohnqualität und den Wert der Immobilie haben.
Eine mitentscheidende Frage ist dabei jene, ob ein Haus mit oder ohne Keller gebaut werden soll? Als Alternative zum Kellerbau gelten einfache Bodenplatten, sowie das Schaffen von Ersatzräumlichkeiten. Mit dem Verzicht auf ein Kellergeschoss geht auch Wohn- oder Lagerfläche verloren, die ersetzt werden sollte. Auch hierfür fallen in der Regel Baukosten an, etwa für Zubauten, Gartenhäuser oder erweiterte Garagen. Ist es daher tatsächlich sinnvoll oder gar ratsam, auf das Bauen eines Kellers zu verzichten?
Ein Trend greift um sich
Noch vor zwei Jahrzehnten stellte sich die Frage relativ selten, ob auf einen Keller verzichtet werden sollte. Dieser war fixer Bestandteil eines Hauses, allerdings ist die historische Notwendigkeit als Kühlraum bzw. Vorratskammer längst nicht mehr gegeben. Heute übernehmen diese Aufgabe Kühlschränke, Kühltruhen und Kühlräume.
Zu Beginn dieses Jahrtausends kündigte sich ein Trend an, der speziell in der zweiten Hälfte des ersten Jahrzehnts seine Spitze erreichte. Immer mehr Menschen verzichteten auf ein Untergeschoss, vor allem aus Kostengründen. Auch wenn die Vermutung naheliegt, wäre es unfair eine Beziehung zu den gleichzeitig aufstrebenden Fertighäusern herzustellen. Auch das Fertighaus wird mit Keller problemlos errichtet, der Bedarf ist bei dieser Hausbauvariante nicht anders als sonst üblich.
Mittlerweile hat sich der Verzicht auf einen Keller wieder einigermaßen selbst reguliert. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass jeder 4. Bauherr ein Untergeschoss ablehnt. In der Regel geschieht dies aus Kostengründen, tendenziell auch eher auf größeren Grundstücken. Denn speziell im urbanen Raum, wo Grundstücke knapp bemessen und sehr teuer sind, sind Zubauten oder Ersatzmöglichkeiten schwerer zu realisieren, als auf vergleichsweise größeren Grundstücken.
Keller bauen ist teuer – Das Hauptargument
Für viele Bauherren stehen natürlich Kostenüberlegungen zunächst im Vordergrund. Auch der Keller wird unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, zumal auch dessen Nutzen und Sinnhaftigkeit zur Diskussion steht. Allerdings lässt sich diese einfacher führen, wenn die Baukosten für den Keller und eine entsprechende Alternative bekannt sind.
Häufig werden nur die Kellerkosten und die Ausgaben für eine Bodenplatte gegengerechnet. Außer Acht bleibt dabei, dass Ersatzräumlichkeiten auch nicht kostenlos zu haben sind. Ein fairer Vergleich beinhaltet daher auch die Schaffung alternativer Räumlichkeiten, wie Gartenhäuser, größere Garagen oder Hauszubauten.
Generell sind die Ausgaben von Fall zu Fall zu bewerten, da der Boden, das Grundstück selbst, hier eine entscheidende Rolle spielt. Bei problematischem Untergrund steigen die Ausgaben beider Varianten, da nicht nur der Keller, sondern auch die Bodenplatten entsprechend angepasst werden müssen. Als Kostentreiber gelten hier:
- Hanglage
- Grundwasserstand
- Problematische Bodenbeschaffenheiten (Tragfähigkeit)
- Oberflächenwasser
Diese Faktoren haben einen starken Einfluss auf Ihre Bautätigkeit, da Sie auch die Bereiche Statik und Dämmung berühren. Speziell hängt davon aber auch die Kellerplanung ab. Mehr zum sogenannten Baugrundrisiko: http://www.wohnnet.at/bauen/bauvorbereitung/baugrundrisiko-22627.
Wichtig: Verzichten Sie auf einen Keller, können Sie auch später keinen Keller errichten. Diese Entscheidung ist endgültig – dies müssen Sie bedenken!
Einige Durchschnittswerte zur Orientierung
Tatsächlich ist der Keller in nahezu jedem Haus, in nahezu jedem Rechenbeispiel teurer, als eine entsprechende Alternative. Der Abstand, die Differenz ist aber meist kleiner, als gedacht. In Deutschland etwa entwickelte sich Ende des letzten Jahrzehntes die Initiative Pro Keller – für mehr Lebensraum, die mit folgender Ansage für den Kellerbau warb:
„Mit nur 10 % Aufpreis gewinnt ein unterkellertes Haus 40 % Lebensraum!“ – siehe dazu: http://www.juwoe.de/de/downloads/pdf/Preisvergleich_Keller_Bodenplatte.pdf.
Der Aufpreis wird an den gesamten Baukosten gemessen und in Relation zur gewonnenen Wohn- oder Nutzungsfläche gesetzt. In vielen Fällen geht diese Rechnung auch auf. Vor allem dann, wenn die Ausgaben für Alternativen zusätzlich hinzugezogen werden. Entsprechende Marktuntersuchungen zeigen aber, dass dieses Pauschalurteil nicht auf alle Häuser und Grundstücke anzuwenden ist.
Als klassischer Kostenrahmen werden 200 – 400 € pro Quadratmeter Keller angeführt. Unter 20.000 € ist kein Untergeschoss zu bauen. Im Gegenteil, kommen Probleme mit dem Untergrund hinzu, steigen die Kellerkosten schnell auf 50.000 € und mehr.
Entscheidend hierfür ist auch die Bauweise, zur Auswahl stehen:
- Schwarze Wanne
- Weiße Wanne
Die Schwarze Wanne besteht aus einer Bodenplatte oder einem Streifenfundament. Darauf werden die Kellerwände gemauert, als Abschluss folgt die Kellerdecke. Zum Schutz vor Wasser und Feuchtigkeit wird Bitumen (namensgebend aufgrund seiner schwarzen Farbe) auf die Außenwände gestrichen.
Wesentlich häufiger kommt mittlerweile aber die Weiße Wanne zum Einsatz. Der hier verwendete, wasserdichte Stahlbeton ist allerdings wärmeleitend, sodass eine zusätzliche Wärmedämmung benötigt wird. Allerdings lassen sich die Räumlichkeiten so auch als Wohnraum oder Büro nutzen.
Je nach Kellermodell sind nun die Ausgaben je Quadratmeter Bodenplatte im Schnitt zwischen 180 und 400+ € günstiger. Bei beiden Varianten kommen aber weitere Ausgaben hinzu, häufig ist die Differenz aber nicht größer als 10.000 €.
Tipp: Entscheiden Sie sich für einen Keller, wenn die Alternative nur geringfügig günstiger ist! Sie können diesen auch als Rohvariante bauen und später erweitern!
Vor- und Nachteile
Neben den finanziellen und baulichen Überlegungen spielen aber auch andere Faktoren eine gewichtige Rolle. Anhand von Kostenbeispielen lassen sich diese einfacher bewerten bzw. in Relation setzen. Verlieren Sie aber im Zuge einer Pro und Contra Abwägung nie den Zweck Ihres Kellers aus den Augen – Wohnraum oder Nutzfläche?
Vorteile:
- Mehr Wohn- oder Nutzfläche
- Der Marktwert der Immobilie steigt
- Raum für Haustechnik (Heizung), Brennstofflager
- Platz für Waschmaschine, Trockner, Trockenraum
- Verwendung als Mietobjekt – Kellerwohnung
Als Hauptvorteile sind die Argumente mehr Raum und Platz, Marktwert und potentielles Mietobjekt anzuführen. Wie Sie das Untergeschoss letztendlich verwenden, bleibt Ihnen überlassen. Speziell ein Hochkeller mit Fenster kann auch als Wohn- und Lebensraum genutzt und vermietet werden.
Nachteile:
- Höhere Baukosten
- Mehr Zeitaufwand
- Größeres Wasserschadenrisiko
- Feuchtigkeit und Schimmelbildung möglich
Wie bereits erwähnt, dass Hauptargument gegen eine Unterkellerung sind die höheren Kosten. Alle anderen Aspekte fallen meist nur bei einem erhöhten Baugrundrisiko ins Gewicht.
Fazit
Außer einem erhöhten Baugrundrisiko und den damit verbundenen hohen Baukosten spricht Nichts gegen einen Keller. Dieser steigert den Wert der Immobilie und schneidet in einer Kosten-Nutzen-Rechnung häufig positiv ab!