Hochwertige Fertigteilhäuser sind heute qualitativ mit einem im traditionellem Baustil gefertigten Objekt vergleichbar. Argumente, die vor 15 Jahren vielleicht noch gegen die Fertigbauweise gesprochen haben, greifen schlicht und ergreifend nicht mehr. Ganz ohne Umschweife: Bei der Qualitätsfrage spielt selbstverständlich auch die Summe eine Rolle, die man bereit ist, in ein Fertigteilhaus zu investieren. Lieber etwas höher kalkulieren und sich über ein perfektes Ergebnis freuen, das den Ansprüchen tatsächlich gerecht wird. Mit welchen Kosten Sie beim Kauf eines Fertigteilhauses rechnen müssen, soll im Folgenden beleuchtet werden.
Die Redaktion von WohnJournal hat sich ein tolles Fertigteilhaus vom Musterhauspark Österreich ausgesucht, um auf dessen Basis eine Berechnung der Gesamtinvestition aufzustellen. Der Musterhauspark stellt an drei Standorten – in Eugendorf, Graz und Haid – eine riesige Auswahl an Fertigteilhäusern von 25 verschiedenen Herstellern aus Österreich, Deutschland und Italien aus.
Und das ist unser Ergebnis:
Gebäudepreis
Das Haus, für welches wir uns entschieden haben, ist der Bungalow Planum der österreichischen Firma Wolf Haus.
Fangen wir gleich beim Offensichtlichen an: Der Preis des Hauses. Der Bungalow kostet als Ausbauhaus mit Walmdach rund 99.000,- Euro. Ausbauhaus bedeutet, dass der Bauherr sich dazu verpflichtet, gewisse Fertigungsschritte in Eigenleistung vorzunehmen. Voraussetzung dafür ist ein handwerkliches Geschick, genügend Zeitreserven und Liebe zum Detail. Wer beispielsweise noch nie selbst die Elektronik eines Hauses verlegt hat, sollte auch nicht bei seinem eigenen Haus damit anfangen. Denn das kann im schlimmsten Fall zu bösen Überraschungen führen.
Gerade hier gibt es massive Preisunterschiede zwischen den Anbietern. Diese sind meist in der Qualität des Mauerwerks und der Herstellung begründet.
Leistungsumfang genauestens checken!
Wer sich für ein Ausbauhaus entscheidet, sollte sich genauestens darüber informieren, welche Arbeiten im Preis enthalten sind. Noch viel wichtiger aber sind die Arbeiten, die nicht im Leistungskatalog angeführt werden. Wer das erste Mal baut, wird dann auch nicht viel darüber sagen können, welche Leistungen nach der Aufstellung noch fehlen. Hier liefert der österreichische Fertighausverband mit einer Definition des Ausbauhaus-Leistungsumfanges eine konkrete Antwort.
Im Preis enthalten sind demnach alle Arbeiten, die zum Außenbereich des Gebäudes gehören.
Das heißt:
- das Haus wird auf das Fundament oder die Kellerdecke montiert
- die Wände stehen
- und werden wärmegedämmt
- Fenster sind fertig montiert
- und gegebenenfalls mit Außenjalousien bzw. Rollläden versehen
- die Fassade ist verputzt bzw. verkleidet
- die Eingangs- und Terrassentüren sind montiert
- das Dach wird eingedeckt
- und mit einem Schornstein versehen
Link zum österreichischen Fertighausverband: http://www.fertighaus.org
Weitere Infos dazu finden Sie auch unter: https://www.wohnnet.at/bauen/bauvorbereitung/bauweisen/fertighaus/.
Alles andere, vor allem der Innenbereich, muss dann vom Bauherren selbst übernommen, bzw. an eine andere Firma übergeben werden. Der Vorteil daran: Der Innenausbau kann witterungsunabhängig ausgeführt werden.
Unser Bungalow Planum kann außerdem bei einem Aufpreis von rund 34.200,- Euro mit einem Keller versehen werden. Der Preis setzt sich ebenfalls sowohl aus Eigenleistung und Fremdleistung der Firma Wolf zusammen. Der Beton ist dabei nicht im Preis inkludiert. Macht nach Adam Riese insgesamt einen Gebäudepreis von rund 133.200,- für Keller und „äußere Hülle“, wobei wir davon ausgehen, dass in diesem Fall neben dem Beton auch die Erdarbeiten gesondert zu bezahlen sind.
INFO: Ein guter Richtwert bei der Ermittlung der Investition des schlüsselfertigen Gebäudes ist EUR 1.400,- pro m2 belagsfertiger Wohnnutzfläche.
Keller oder Fundament?
Gehen wir nun gleich etwas umfassender auf das Thema Keller und Fundament ein. Wer sich für ein Fundament entscheidet, der entscheidet sich bewusst gegen Stauraum, eine Möglichkeit, sein Auto im Warmen unterzubringen und extra Räumlichkeiten. Dafür ist es aber auch um einiges günstiger als ein Kellerausbau. Bei einem rund 20 cm dicken und 100 m2 großen Plattenfundament investiert man zwischen 7.000,- und 10.000 Euro. Bei unserem ausgewählten Musterhaus beläuft sich der Preis des Fundaments (ebenfalls mit Bauherrenhilfe) auf 14.800,- Euro. Macht also insgesamt 113.800,- Euro für Fundament und „äußere Hülle“. Ein Keller hingegen kostet, je nach Ausbaustufe, verwendetem Material und Größe inklusive Erdarbeiten zwischen 16.000,- und 35.000,- Euro. Dafür schaffen Sie sich aber gleich im Vorhinein Platz, über den Sie möglicherweise erst später glücklich sein werden. Zwar kann man Gartengeräte auch in günstigen Gartenhäusern unterbringen und das Auto unters Carport (ca. 200,- bis 7.000,- Euro bzw. rund 500,- bis 8.000,- Euro für ein Doppelcarport) stellen. Die Waschküche (oder das schon ewig erträumte Studio) kann im Nachhinein jedoch nur schwer in den Außenbereich verlegt werden.
Große Unterschiede bei den Grundstückspreisen
Bisher haben wir uns nur mit dem Gebäude an sich beschäftigt. Dabei fehlt noch etwas ganz Grundlegendes beim Hausbau: Das Grundstück. Hier variieren die Preise in Österreich besonders stark. Während Sie im Burgenland ein Grundstück bereits ab 6,- Euro der Quadratmeter (Badersdorf) bekommen, blättern Sie in Wien mindestens 250,- Euro (Floridsdorf) hin. In Wien Döbling bezahlen Sie bis zu 1.800,- Euro / m2.
Wer also besonders günstig bauen will, sollte sich darüber Gedanken machen, wo er sein Haus aufstellen möchte. Möglicherweise bringt ein Kompromiss beim Wohnort einen schlagenden finanziellen Vorteil mit sich. Nehmen wir einen günstigen Fall an: Sie bauen auf einem 800 m2 großen Grundstück zum Preis von 100,- Euro. Dann bezahlen Sie nur für das Grundstück ohne Nebenkosten 80.000,- Euro.
Nebenkosten Grundstückskauf
Das Grundstück um 80.000,- können Sie nur inklusive Nebenkosten erwerben:
- Maklerprovision 4 %
- Grunderwerbssteuer 3,5 %
- Grundbuchsgebühr 1,1 % (+ 1,2 % bei Hypothekarkredit)
- Anwaltskosten / Notargebühren 1 – 3 %
- Notarielle Beglaubigung der Unterschriften 1 – 3 %
Die Gesamtrechnung macht also unterm Strich bei dem Ausbauhaus Planum mit Keller (von einer Fremdfirma) und dem Grundstück ohne Nebengebühren: 214.000,- Euro (99.000,- + 35.000,- + 80.000,- Euro).
Mit Nebengebühren sind wir bereits bei rund 226.640,- Euro.
Nebenkosten Kredit
Wer sich einen Kredit zur Finanzierung seines Traumes aufnimmt, hat mit rund 20 % Nebenkosten zu rechnen. In unserer Rechnung machen wir es uns hier etwas zu einfach. Wir nehmen an, Sie finanzieren sich den gesamten Betrag von 226.640,- Euro über die Bank. Der Betrag inklusive Nebenkosten würde dann bei rund 271.968,- Euro liegen.
Innenausbau
Nehmen wir weiter an, Sie investieren Ihre Eigenmittel in den Ausbau des Gebäudeinneren. Sie entscheiden sich für mittelpreisige Bodenbeläge, eine Küche aus dem mittleren Preissegment, eine Sanitärausstattung im moderaten Investitionsbereich und eine gute Heizung. Auch die „Kleinigkeiten“ wie einige neue Einrichtungsstücke, die Sie nicht aus Ihrer letzten Bleibe mitnehmen können oder wollen sowie Lampen und Vorhänge bezahlen Sie aus Eigenem. Dann sieht die Rechnung wie folgt aus:
- Gas-Brennwert-Heizung ca. 6.000,- EUR
- Laminatböden und Parkett im Wohnzimmer ca. 8.400,- EUR
- Sanitär und Fliesen (Badewanne, Dusche, WC, Lüftung, Fußbodenheizung im Bad) ca. 25.000,- EUR
- Einrichtung und Lampen ca. 20.000,- EUR
- Küche ca. 6.000,- EUR
- Gesamt: 65.400,-
Gesamtinvestition: rund 337.400,- Euro
Beachtenswerte weitere Punkte:
Denken Sie neben den genannten Punkten auch noch an folgende:
- Aufschließungsgebühren (Wasser, Strom, Gas, Fernheizung, Telefon, Abwasser, Abfälle)
- Asphaltieren der Straße (zwischen 10.000 und 20.000,- Euro)
- Lichtschächte
- Regenwassersammelbehälter
- Anstrich
- Blitzschutz (wenn nicht im Ausbauhaus-Leistungsumfang enthalten)
- Kelleraußenstiege
- Sonderwünsche
Insgesamt können Sie somit von einer Gesamtinvestition von rund 350.000,- Euro (+/-) ausgehen.
Aus 99.000,- Euro wurden in unserer Aufstellung letztendlich rund 350.000,- Euro. Unsere Rechnung haben wir dabei immer mit mittelpreisigem Material und inklusive Arbeitszeit durchgeführt. Ein gewisses Einsparungspotenzial ist also auf jeden Fall noch gegeben. Die Berechnung kann keine professionelle Beratung ersetzen. Sie dient lediglich als grober Umriss einer Kostenaufstellung. Alle Preisangaben sind ohne Gewähr und Richtigkeit.