Die Zirbe liebt Licht, Ruhe und Gelassenheit
Die Zirbe (pinus cembra) ist eigentlich eine Kiefer. Man könnte auch sagen, sie ist so etwas wie die Schwester der Schwarzkiefer. Ihre natürliche Heimat sind der Alpenraum und die Karpaten. In Österreich sind bedeutende Vorkommen in den Hohen Tauern, den Ötztaler Alpen und auf der Turracher Höhe zu finden. Die Zirbe ist ein sogenannter Lichtbaum. Sie liebt die Sonne. Aber auch die Bergluft hat es ihr angetan. Genau deshalb sind Zirbenwälder in Österreich ab einer Seehöhe von 1.500 Metern zu finden.
Neben Sonnenlicht benötigt die Zirbe aber vor allem eines, um zu gedeihen: Zeit. Ihre „Kindheit“ dauert rund 50 Jahre, erst danach zeigt sie das erste Mal Blüten. Um ein ausgewachsener, alter Nadelbaum von einer Größe bis zu 30 Metern zu werden, benötigt sie rund 200 Jahre. Die Zirbe wird rund 400 Jahre alt.
Waldwolle aus der Arve
Der Name Zirbe leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Wort „zirben“ ab, das so viel wie „wirbeln“ oder „sich im Kreis drehen“ bedeutet. Bis ins 16 Jahrhundert wurden die Bezeichnungen Arve, Arbe, Zirbel oder Zirm jedoch nur für die Zapfen verwendet. Im Mittelalter bedienten sich Waldarbeiter an Zapfen oder Harz des Baumes. Die sogenannten Harzer verkauften das klebrige „Wundsekret“ an Harzsiedereien weiter. Heiler stellten aus dem Extrakt Heilmittel für so manches Zipperlein von Mensch und Vieh her. Bis ins 19. Jahrhundert wurde aus den Nadeln der Kiefer die „Waldwolle“ hergestellt. Dazu wurden die Nadeln gekocht, um aus ihnen eine Art Flachs herzustellen. Mit diesem Ausgangsmaterial wurden Matratzen und Kissen befüllt. Schon in dieser Zeit waren die „Schlafutensilien“ bereits für ihre Heilwirkung bekannt, die der Überlieferung nach der des Bernsteins – den „goldenen Tränen der Föhre“ – in Nichts nachstehen würde.
Einige Zeit geriet die Wirkung der Zirbe in Vergessenheit. Heute werden wieder Arvemulette oder Zirbenseifen nach alter Rezeptur hergestellt, Zirbenöle destilliert und allerhand Mobiliar wie Betten oder sogar Brottöpfe in Handarbeit hergestellt. Zirbenschnaps und Zirbenlikör mit ihrem unvergleichlich harzig-süßlichen Geschmack gehören zu den urtypisch österreichischen Spirituosen.
Die moderne „Waldwolle“: Zirbenholzflocken
Ein sehr beliebtes Produkt aus der Zirbe ist das Zirbenkissen. Wurde damals noch Waldwolle aus den Nadeln der Kiefer hergestellt, mit denen Pölster befüllt wurden, sind es heutzutage Zirbenholzflocken aus regionalem Zirbenholz, welche als Füllung für Kopfpölster verwendet werden. Simpelsleep (1), ein Unternehmen aus Weißkirchen, verwendet zur Befüllung nur ausgesuchtes, harzreiches Zirbenholz aus der Steiermark und aus Kärnten. Die ausgewählten Zirben sind rund 100 Jahre alt und wachsen auf einer Seehöhe von rund 2.000 Metern.
Zirbenkissen für einen guten Schlaf
Dass das Zirbenholz mit seinem gelblich-rötlichen Kern wärmende Eigenschaften besitzt, ist wohl kein Geheimnis. Auch, dass der Duft, den wir Menschen so lieben, von Kleidermotten gemieden wird, dürfte bereits bekannt sein. Im Gegensatz zur Motte fühlen sich Menschen umgeben vom harzigen Duft des Nadelgehölzes, sichtbar wohl. Ein Zirbenkissen kann jedoch auch für Ihren besseren Schlaf sorgen. An der TU Graz wurde eine Studie unter der Leitung von Prof. Maximilian Moser durchgeführt. Das Ergebnis ist eindeutig: Bei den Teilnehmern konnte eine um bis zu 10 % gesenkte Herzaktivität festgestellt werden. Und ein langsamer Herzschlag erhöht bekanntlich die Lebenserwartung. Auch die Wetterfühligkeit kann damit positiv beeinflusst werden. Das berichten jedenfalls viele begeisterte Anhänger des Lichtbaumes.
Das Institut für Nichtinvasive Diagnostik in Weiz (Steiermark), eine zur Joanneum Research-Gruppe gehörende Einrichtung, konnte in einer Studie (2) diesen positiven Effekt ebenfalls nachweisen. Auch, wenn das Ergebnis einigen Wissenschaftlern, Ärzten oder Apothekern nicht gefällt: Die Durchführenden kamen zu dem Schluss, dass der Schlaf in einem Zirbenholz-Zimmer den Erholungseffekt positiv beeinflusst. Es ist in gewissen Kreisen üblich, Studien, seien sie noch so wissenschaftlich fundiert, einfach als „nicht wissenschaftlich genug“ abzutun und somit nicht anzuerkennen. Welche Intentionen dahinterstecken, kann in den meisten Fällen nur gemutmaßt werden. Die Studie kann online nachgelesen werden. Interessierte Leser können sich so ihr eigenes Bild über die Durchführenden, die Methoden und die Auswertung der Studie machen. Wer es ganz genau wissen will, kann sich zusätzlich zur Studie (3) über Institut, Methoden, Versuchsablauf und Ergebnisse auf der Seite der Tiroler Landesregierung informieren.
Weitere Wirkungen der Königin der Alpen
Auch die zahlreichen Berichte von Menschen, die sich in Alpenhütten, die mit Mobiliar aus Zirbenholz eingerichtet wurden, energiereicher fühlen, kann man leicht als nicht wissenschaftlichen Humbug abtun. Denn was die Wissenschaft nicht messen kann, das existiert auch nicht. Oder doch?
Nichtsdestotrotz gibt es genügend Menschen, die auf die Wirkungen der Zirbe schwören. Nicht nur, dass der harzige Geruch des Kiefernwaldes als Wohltat für die Bronchien gilt, wird den flüchtigen ätherischen Ölen der Zirbe eine positive Wirkung auf das Immunsystem nachgesagt. Kräuterkundige geben auch gerne schon einmal das Rezept für einen Zirben-Nadeltee an interessierte Laien weiter, der nicht zur innerlichen Einnahme, sondern als Ausgangsstoff für Peelingsalz oder Körpercremes dient.
Gesunde Waldluft
Die Studie zur positiven Wirkung der Zirbe wird von manchen Wissenschaftlern bestritten, während wieder eine andere Forschergruppe aus Tokio darauf gestoßen ist, dass ein Spaziergang im Wald nicht nur unsere Abwehrkräfte stärkt und Depressionen und Ängste lindern kann (s. Umweltimmunologe Qing Li), sondern möglicherweise das Krebsmittel der Zukunft sein könnte. Untersuchungen an einer medizinischen Universität in Tokio, der Nippon Medical School, haben ergeben, dass bereits ein Tag im Wald die Anzahl an natürlichen Killerzellen im Blut um bis zu 40 % erhöht. Die Ursache dafür wird den bioaktiven Substanzen zugeschrieben, die in diversen Pflanzenteilen vorkommen. Interessierte Leser googeln hierzu nach dem Namen Clemens G. Arvay, seines Zeichens österreichischer Biologe und Buchautor.
Kennen sie jemanden, der nicht gerne mit Holz wohnt? Eine Aussage ist nämlich unbestritten: Holz hat eine positive Auswirkung auf das Raumklima. Darüber hinaus wirkt es sogar antibakteriell. Ein Grund mehr, sich über Holz, und hier ganz speziell über die Eigenschaften der Zirbe, zu informieren. Viele Befürworter werden Ihnen mit Sicherheit bestätigen: Es macht Sinn, einmal einen Raum zu besuchen, der ausschließlich mit Zirbenholz möbliert ist. Es lohnt sich, einen Zirbenschnaps zu trinken. Und es ist gesundheitsfördernd, auf einem Zirbenkissen zu schlafen. Probieren Sie es einfach aus! Denn, so wie schon unsere Urgroßeltern sagten: „Probieren geht über Studieren“!