Was Menschen unterschiedlicher Epochen und Kulturen über die Wirkung der Zirbe sag(t)en
Die Zirbe (Pinus cembra) ist seit Jahrhunderten für ihre heilsame Wirkung bekannt. Wir haben uns angesehen, was in vergangenen Zeiten über die Zirbe gesagt, und vor allem geschrieben wurde. Gehen Sie also mit uns auf eine Zeitreise, und erfahren Sie, was Heiler, Ärzte und Apotheker aus längst vergangenen Zeiten in ihre Lehrbücher und Abhandlungen schrieben. Danach machen wir einen Abstecher ins kalte Sibirien. Dort wächst eine Verwandte unserer Europäischen Zirbe. Wir verraten Ihnen, welche Anwendungen traditionell von Menschen aus Sibirien gegen Beschwerden genutzt werden.
Dioskurides: „Zirbelnusswein ist gutes Mittel gegen Schwindsucht“
Schon im 1. Jahrhundert war der Zirbelnusswein bekannt und beliebt. Der zu dieser Zeit lebende griechische Arzt Dioskurides wusste davon in der von ihm verfassten Materia Medica zu berichten. Ihm zufolge erhält man „ein gutes Mittel gegen Schwindsucht“, wenn man die „mit Most behandelten Zirbelnüsse“ kocht. Auch von so manch wundersamen Heilung durch die Zirbe wusste der Arzt aus Griechenland zu erzählen. Im Buch IV ist nachzulesen, dass die Große Klette gemeinsam mit Zirbelnüssen „in der Gabe von 1 Drachme bei Blutspeien“ helfe. (Buch IV – „Arcticum lappa Compositae“).
Hahnemann: „Hilft im Schwindel und gegen Rothlauf!
1793 erschien erstmals das „Apothekerlexikon“ von Samuel Hahnemann. Den Zembrobaum beschreibt der Arzt darin als einen „auf mehreren Alpen wohnenden Baum mit steilsten Aesten, dessen wohlriechendes, mittelfestes Holz zu mottenfreien Schränken und zu den Naiven von Bildschitzereien der Tyroler“ diene. Das, was Menschen am Zembrobaum besonders schätzten, seien zwei Dinge: Die zarten Zweige, die „in Flaschen gesteckt“ werden würden und das durchsichtig weiße karpatische Balsam, das dem Geruch und Geschmack von Wacholder ähnele. Dieses Balsam helfe lt. Hahnemann „im Schwindel“, wenn es auf die Schläfe einmassiert, bei Seitenstechen, wenn es auf die Stelle aufgetragen, und bei Schwerhörigkeit, wenn es „in das Ohr getröpfelt“ werden würde. Den Ausführungen Hahnemanns zufolge hilft das karpatische Balsam ebenso bei „Rothlauf“, einer entzündlichen Erkrankung der Haut, welche heute als Wundrose oder Erysipel bekannt ist. Hahnemann riet eher davon ab, das karpatische Balsam innerlich anzuwenden. Zwar räumte er ein, dass es innerlich angewendet gegen „Stein“ und „bei bösartigen Fiebern“ helfen könne, dieses Mittel innerlich jedoch nur „in jenen Gegenden, so mit roher und gewagter Hand und völlig empirisch“ angewendet werden würde, denn bisher gäbe es keine mit Bestimmheit nachgewiesenen Heilkräfte der „hitzigen Terbenthinart“.
Brüder Herder: „Gutes Öl aus der Zirbelnuss“
In der von den Brüdern Raphael und Benjamin Herder im Jahre 1854 herausgegebenen Enzyklopädie mit dem Namen „Herders Conversations-Lexikon“ wird die Arve (Pinus cembra) oder Cemberfichte (Band I, S 278) als ein Nadelholzbaum beschrieben, der in Sibirien und in den Alpen vorkommt. Das Holz beschreiben sie als „treffliches Tischlerholz“, aus den angenehm schmeckenden Früchten der Cemberfichte würde ein hervorragendes Öl gewonnen werden können. Bei diesem Öl meinten die Brüder jedoch nicht das ätherische Öl der Zirbe.
Vom 1. Jahrhundert zur Neuzeit: Die Zirbe in Medizin und Forschung
Dass die Zirbe einen Einfluss auf die Erholungsfähigkeit des Menschen hat, ist seit der Studie des Johanneum Research (1) – Institut für Nichtinvasive Diagnostik aus Graz bereits gemeinhin bekannt. Zusammenfassend ergab die Studie aus dem Jahr 2003, dass der Schlaf in einem komplett mit Zirbenholz ausgestatteten Zimmer wesentlich erholsamer ist, weil das Holz Einfluss auf die Herzrate nimmt, und sie sogar verlangsamt.
An der Universität Salzburg wurde ebenfalls eine Studie über Zirbenholz (1) durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass das Holz im direkten Vergleich mit anderen Holzarten signifikant antibakteriell wirkt, und Motten sowie Schaben in ihrem Wachstum hemmt.
Die heilende Wirkung der Kiefer
Die Zirbe gehört zu der Familie der Kiefergewächse, welche von Forschern in allen Zeiten und Epochen umfassend auf ihre Wirkung auf den Menschen untersucht wurde. In einer aktuellen Publikation mit dem Titel „Kiefern für Pharmazie und Kosmetik“ beschreibt der Heilpraktiker und Medizinjournalist Dr. Norbert Lagoni die zahlreichen positiven Wirkungen der Kiefern. So nennt Lagoni die Anwendung ätherischen Öls bei der Behandlung der Atemwege. Ebenfalls Einsatz findet das ätherische Öl als Wirkstoff in Cremes und Salben zur Behandlung von Hauterkrankungen. Zwar bezieht sich Lagoni primär auf die Waldkiefer Pinus silvestris L., die positive Wirkung auf die Atemwege wird jedoch allen Kiefernarten zugeschrieben. Das ätherische Zirbenöl kann zur unterstützenden Behandlung von Erkältungskrankheiten, Grippe und Bronchitis in eine Duftlampe oder Duftsäule gegeben werden.
Zirbe und Zirbenöl: Atuelle Studien
Im Jahr 2011 wurde eine Studie unter der Leitung von Christina Lungu Apetrej (2) durchgeführt, welche zu dem Schluss kommt, dass Rinde und Nadeln der Zirbe „Phytochemikalien von therapeutischem Interesse“ besitzen. Untersucht wurde dabei die antimikrobielle und antioxidative Wirkung der Zirbe. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2011 (3) von der University of Medical Sciences im Iran untersuchte die Wirkung des ätherischen Zirbenöls auf den Pseudomonas-Erreger, der bei immunschwachen Personen diverse entzündliche Krankheiten, darunter Lungenentzündung und Wundinfektionen auslösen kann. Das ist insofern von Bedeutung, zumal immer mehr Bakterien Antibiotika-Resistenzen aufweisen. Gerade der Pseudomonas-Erreger gehört zu der Gruppe der Bakterien, die großteils gegen Antibiotika resistent sind. Eine Reihe von Kiefernrindenpräparaten, darunter auch diejenige der Zirbe, zeigte antibakterielle Aktivitäten.
INFO: Sterile Luft in Zirbenwäldern
Ein Spaziergang im Zirbenwald kann die Gesundheit fördern. Die mit Phytonziden gesättigte Luft im Zirbenwald kann sich sogar positiv auf Infektionskrankheiten auswirken. Phytonzide sind biologische Stoffe, die von Pflanzen produziert, und in Erde, Wasser und Luft abgegeben werden.
Die Sibirische Zirbe: Schwester der Europäischen Zirbe
Auch in Sibirien schätzt man traditionell die vielfachen Wirkungen der Zirbelkiefer, der Pinus sibirica, welche eine verwandte Art unserer Europäischen Zirbe ist. Sie wird dort allgemein gegen Infektionen und Entzündungen eingesetzt. Auch in der Russischen Föderation ist die beruhigende Wirkung bekannt. Während die Zirbe in unseren Breiten eher äußerlich verwendet wird, wird sie im Winterwunderland traditionell auch innerlich angewendet. Die im Frühling geschälte Zedernholzrinde wird in ursprünglichen Regionen als Abführmittel und gegen Wurminfektionen verwendet. Wie auch in unseren Gefilden wird das Harz der Sibirischen Zirbe zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. In Sibirien ebenfalls beliebt ist ein Vitamingetränk, das aus den Nadeln der Sibirischen Zirbe hergestellt wird, und gegen Zahnfleischprobleme und Abszesse helfen soll. Aus den Kernen, die sich im Inneren der Nüsse befinden, wird eine Milch hergestellt, die gegen allerlei Zipperlein helfen soll. Manche stellen aus dieser Milch sogar Butter her.
INFO: Zirbelnüsse als kleine Delikatesse
In Europa weitgehend in Vergessenheit geraten ist das essbare Innere der Zirbelnuss. In Sibirien werden sie jedoch noch immer zum Knabbern auf den Tisch gestellt oder zur essbaren Verzierung von Desserts und Mehlspeisen verwendet. Hier gelten sie aufgrund der enthaltenen Aminosäuren als besonders gesund.
- http://www.mdpi.com/1420-3049/16/9/7773
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4794938/?tool=pmcentrez#ref23
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