Um die Zähigkeit der Zirbe ranken sich Geschichten und Legenden. Sogar volkstümliche Lieder besingen die trotzigen und widerspenstigen Eigenarten des Nadelbaumes mit dem „harten Stamm und den krummen Äst’“. Nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Österreich genießt der Zirbenbaum genau aus diesem Grund den Ruf, dem Menschen zu einem höheren Energielevel zu verhelfen. Der Zirbenschnaps ist ein österreichisches Nationalgetränk, das auf den traditionellen Kirtagen nicht fehlen darf. Aber was genau zeichnet den Zirbenbaum aus? Was macht ihn so besonders?
Die mit den vielen Namen
Die Zirbe hat viele Namen. Der botanische Name ist Zirbelkiefer (Pinus cembra), was auch schon ihre Verwandtschaft verrät. Ebenso gängige Namen sind Arbe, Arve, Zirm oder Zirbel, was sich aus dem mittelhochdeutschen Wort „zirben“, also „wirbeln“ oder „sich im Kreis drehen“ ableitet. Diese Namen wurden jedoch bis ins 16 Jahrhundert lediglich für die Zapfen verwendet. Noch heute sagen wir in Österreich „Zirmschnaps“, und meinen damit eine Spirituose, die mit den Zapfen des Zirbenbaumes veredelt wird.
Die Zirbe ist ein Lichtbaum
Sie kann Schatten nicht leiden. Als Lichtbaumart braucht sie die Sonne, um zu wachsen. Bekommt die Zirbe zu wenig Licht, verkümmert sie. Daher wächst sie – anders als Schattenbäume – dort besonders üppig, wo sie alleine stehen darf. Nur so bekommt sie so viel Sonne, wie sie braucht.
Fühlt sich nur am Berg richtig wohl
Sie hat ein Faible für Bergluft. Daher wächst die Zirbe am liebsten in den Hochlagen der Zentralalpen, und dort in einer Höhe, die anderen Baumarten überhaupt nicht gefällt. Ab einer Höhenlage von 1.500 Metern, oft erst ab 1.700 Höhenmeter, ist sie anzutreffen. Mit dem Anstieg der Höhenmeter nimmt der allgemeine Baumbestand sichtbar ab. Ab 1.400 Höhenmeter hört sich beispielsweise der Spaß für die Esche auf. Die maximale Verbreitungsgrenze der Buche ist bis zu 1.600 Meter. Für die Tanne ist bei 1.800 Metern Schluss. Da fängt der Spaß für die robuste Zirbe erst richtig an! Sie fühlt sich bis zu einer Höhe von 2.500 Metern wohl. Vereinzelt wächst sie sogar noch auf einer Seehöhe von 2.800 Metern.
Sucht sich ihre Gesellschaft genau aus
Die Zirbe ist anders. Ihr macht es überhaupt nichts aus, alleine zu stehen. Im Gegenteil. Sie scheint das Alleinsein zu genießen, und wächst dann oft besonders stattlich. Wenn sie in Gesellschaft steht, dann meist mit Lärchen, und das auch nur bis zur Waldgrenze. Je höher, desto eher begnügt sie sich mit der Gesellschaft von Alpenrosen und Heidelbeeren.
Hat kein Problem mit Kälte
Je höher, desto kälter die Bergluft. Die Kälte lässt die Zirbe jedoch völlig kalt. Sie wächst und gedeiht auch dort, wo sie Temperaturen von -40°C ausgesetzt ist. Damit hat sie sich den Titel „Frosthärteste Baumart der Alpen“ mehr als verdient. Solange sie ihre Krone der Sonne entgegenstrecken kann, ist auch die frostigste Bergnacht kein Problem für die robuste Einzelgängerin.
Mag keine Hitze
Unter den klimatischen Bedingungen Italiens hält es die Zirbe nur in den italienischen Westalpen aus. Die Klimabedingungen in Spanien oder Portugal liegen ihr überhaupt nicht. Sie ist daher dort nicht beheimatet.
Alpen und Karpaten sind ihre Heimat
Heimat bedeutet für die Zirbe Schnee, Gletscher, Wildbäche, Bergseen und Gipfelkreuze. Ihren Lebensmittelpunkt bilden vor allem die westlichen Zentralalpen. Das ist der Grund, warum sie auch als die „Königin der Alpen“ bezeichnet wird.
Man soll die Kleinen nicht unterschätzen
Denn gerade sie sind oft besonders robust. Das gilt speziell auch für Bäume. Denn während die Fichte eine Wuchshöhe von bis zu 60 Metern – die Tanne sogar bis zu 90 Meter – aufweist, wird eine Zirbe gerade einmal bis zu 25 Meter hoch.
Harte Schale, aber weicher Kern
Aufgrund ihrer Robustheit wird das Holz der Zirbe oft im Lawinen- und Erosionsschutz eingesetzt. Trotz ihrer Härte besitzt sie aber einen weichen Kern. Ihr harzreiches Holz ist weich und leicht bearbeitbar, und gehört aufgrund der zahlreichen positiven Eigenschaften zu den wertvollsten Nadelbaum-Gehölzen.
Schätzt die Gemächlichkeit
Die Zirbe wächst nur sehr langsam. Unter allen Nadelhölzern gehört sie zu den Schnecken, wenn es um das Wachstum geht. Das ist vielleicht aber der Grund schlechthin, warum sie so alt werden kann. Erst nach rund 50 Jahren wird sie geschlechtsreif, und zeigt dann zum ersten Mal Blüten. Danach blüht sie nur alle acht Jahre. Das Durchschnittsalter der Zirbe beträgt 400 Jahre, sie kann aber auch oft viele hundert Lenze zählen. Der älteste Baum Tirols ist eine Zirbe mit einem Alter von rund 750 Jahren. In vielen Büchern wird das maximale Alter der Zirbe sogar mit bis zu 1000 Jahren angegeben.
Eine Rabenvogel als Weggefährten
Das ist der Grund, warum sie oft mit mystischen Geschichten in Verbindung gebracht wird: Die knorrige Einzelgängerin bildet mit dem Tannenhäher, einer Rabenvogelart, die im Waldgrenzbereich bis zu einer Seehöhe von rund 2.000 Metern vorkommt, eine Zweckgemeinschaft. Während er sich ausschließlich von Zirbennüssen ernährt, ist die Zirbe selbst auf die Verteilung ihres Samens durch ihn angewiesen.
Wo wir schon mal bei der Mystik angelangt sind…
Nein, hier enden die mystischen Aspekte der Zirbe noch nicht. Es gibt noch etwas, dass der Zirbenbaum
zu einem mystischen Symbol macht. Ihre Früchte, die sogenannte Zirbelnuss, sieht der menschlichen Zirbeldrüse, welche Mystiker aus aller Welt als den Sitz der Seele betrachten, sehr ähnlich. Diese Ähnlichkeit wurde bereits in der Renaissance vom flämischen Anatom und Chirurgen Andreas Vesalius beschrieben.
Wächst in bizarren Formen
Die Zirbe hält so überhaupt nichts von klassischer Schönheit. Und genau das macht sie so interessant anzusehen. Struppig und ungebürstet steht sie da, die dem Wind zugeneigte Seite zeigt sich oft kahl und ohne Triebe, auf der dem Wind entgegengesetzten Seite wachsen dafür umso dickere, verschlungenere, mit zottigen Flechten umwobene Äste. Oft wächst sie mehrstämmig oder mehrwipfelig. Der Zirbe ist es völlig egal, was andere von ihrem Aussehen halten.
Heilt schnell
Eine weitere Eigenschaft des Zirbenbaum ist ihr sehr gutes Abheilungsvermögen. Auch, wenn sie empfindlich auf Schneedruck oder Sturm reagiert, können ihr weder Schnee noch Wind etwas anhaben. Verletzte Stellen aufgrund gebrochener Ästen verheilen schnell und unkompliziert. Viele Zirben überleben sogar Blitzschläge ohne Weiteres, und zeigen sich auch gegen Lawinen und Erosion äußerst widerstandsfähig.
Nicht allein die Zähheit des Zirbenbaums macht ihr ast- und harzreiches Holz so begehrt. Besonders auch ihr Duft soll förderlich auf den gesamten Kreislauf wirken. Deshalb werden aus dem Holz gerne Schlafzimmermöbel hergestellt. Noch dazu ist es ein natürliches Mittel gegen Motten und Schaben, und findet in traditionellen Haushalten aufgrund der antibakteriellen Wirkung Verwendung als Schneidbrett.